Der Panamakanal

Was kann man nicht alles über den Panamakanal schreiben. Viele technische Daten und Superlative, historische Informationen und nicht zuletzt die wirtschaftliche Bedeutung für Panama sind sicherlich eine Erwähnung wert. Alles das ist aber unter anderem bei Wikipedia nachzulesen und werde ich deswegen hier nicht nochmal wiederholen. Stattdessen möchte ich hier über meine Eindrücke berichten, die ich auf einer ganztägigen Tour von Panama City bis Fort Sherman, gegenüber von Colón auf der Karibikseite, gewonnen habe.

Ich hatte schon im Voraus im Internet eine Tagestour durch den Panamakanal gebucht. Die Vorausbuchung ist insofern sinnvoll, als das die Ganztagestouren über die komplette Länge des Kanals nur einmal im Monat angeboten werden und die Plätze natürlich begrenzt sind. Es gibt auch Halbtagestouren, die dann über die halbe Länge des Kanals gehen und in Gamboa enden. Die meisten Touristen machen die kurze Tour, was den Vorteil hat, dass es danach für die verbliebenen Gäste der Ganztagestour deutlich ruhiger und komfortabler auf dem Schiff wird.

6:30 Uhr – Abfahrt Panama City

Der Tag begann bereits sehr früh vor Sonnenaufgang mit der Abholung vom Hotel. Ein Bus bracht mich zum Schiff „Pacific Queen“ auf die Isla Flamenco. Gleich nach der Abfahrt um 6:45 Uhr kam der Kanallotse an Bord, denn auch unser kleines Ausflugsboot durfte nicht ohne Lotse in den Kanal einfahren.

Die Tour führte von Panama City durch den kompletten Kanal mit seiner Länge von 82 km. Dabei passierten wir die Panamax Schleusen:

  • Miraflores (Doppelkammerschleuse)
  • Pedro Miguel (Doppelkammerschleuse)
  • Gatun (Dreifachkammerschleuse)

Die neuen Postpanamax Schleusen bei Cocoli und Gatun bleiben den wirklich großen Schiffen vorbehalten. Das Schöne auf dieser Reise ist, dass man wirklich ganz nah bei den Ozeanschiffen dabei ist, wenn diese die Schleusen passieren. Die „Pacific Queen“ ist auf dieser Reise am 21.05.2022 immer zusammen mit der „Indigo Spica“ durchgeschleust worden. Pro Kammer kann man dabei so ca. 30 bis 45 Minuten rechnen. Das Tempo ist also eher gemütlich und ganz schnell wird klar, was sich jetzt den ganzen Tag wiederholt. Also – zurücklehnen, entspannen und zuschauen.

7:08 Uhr – Puente de las Americas

Kurz nachdem der Lotse an Bord kam, passierten wie die „Puente de las Américas“ und damit den Eingang zum Kanal. Hier befindet sich auch der Hafen von Panama City.

7:25 – 8:53 Uhr – Passage der Miraflores Schleuse

Gleich nach dem Hafen erfolgt auch schon die Anfahrt zur ersten Schleuse, der Miraflores Schleuse.

Beim Schleusenvorgang fahren die großen Dampfer mit eigener Maschine in die Schleuse ein, anfangs unterstützt und geleitet durch Schlepper, die darauf achten, dass das Schiff nicht mit der Schleuse kollidiert. An der Einfahrt zur Schleusenkammer übernehmen dann kleine Treidellokomotiven die seitliche Führung des Schiffes und halten es auf Kurs. Dazu werden die Leinen des Dampfers mit jeweils drei Elektrolokomotiven auf jeder Seite verbunden: Zwei am Bug und eine am Heck, jeweils steuerbord und backbord. Gegen die Größe des Ozeanriesens sehen die kleinen Loks sehr fragil aus und es verwundert schon ein bisschen, dass diese durch die reine Masse des Schiffes nicht aus den Gleisen gewuchtet werden. Da gibt es allerdings einen kleinen mechanischen Trick, der das recht wirkungsvoll verhindert. Im Detail lässt sich die Absturzsicherung am Schienenweg erkennen:

Das Bild der Gleisanlage zeigt:

  • Die Tragschienen in einem Abstand von 1,524 m
  • Die Zahnradschiene
  • Die Stromschiene an der, der Schleusenkammer abgewandten Seite der Lokomotive

Die Zahnschiene ist quasi wie eine T-Schiene ausgelegt. Das seitliche Profil der Zahnschiene ist konkav geformt und wird noch oben hin in der Stärke deutlich breiter. Darum klammert sich förmlich die Lok. Der Klammermechanismus ist etwas in Bild 3 zu erkennen. Simpel und wirkungsvoll. Allerdings hat mir der Tourguide auch verraten, dass bereits drei Lokomotiven in die Schleuse gefallen sind. Das könnte aber noch vor der Umstellung auf dieses System passiert sein, denn anfangs war die Zahnschiene nicht konkav als Klammerschiene ausgelegt.

Die Treidellokomotiven arbeiten, obwohl zusätzlich mit einem Dieselmotor ausgestattet, elektrisch. Die Stromabnehmer ist dabei immer auf der, der Schleusenkammer abgewandten Seite angebracht. Auf dem ersten Bild ist der Stromabnehmer an den beiden Lokomotiven, jeweils rechts, gut zu erkennen.

Der Tourguide auf dem Schiff erklärt den ganzen Tag hindurch die technischen und historischen Details zum Panamakanal in Englisch und Spanisch. Zu erwähnen ist hier für alle Interessierten, dass es keine weiteren Übersetzungen gibt, auch keine Audioguides. Aber Audioguides machen hier sowieso keinen Sinn, weil sich das Geschehen ja jeden Tag ändert.

Die Schleusenanlage bei Miraflores kann auch sehr gut von „außen“ betrachtet werden. Hier gibt es nämlich ein Besucherzentrum mit einer Galerie, von der aus man einen kompletten Schleusengang der Doppelkammerschleuse verfolgen kann. Das kostet zwar Eintritt, erlaubt aber eine einzigartige Einsicht in den Betriebsablauf. Damit man nicht vergebens zur Miraflores Schleuse fährt, sollte man sich vorher auf den Webservice von vesselfinder.com oder marinetraffic.com ansehen. Damit lässt sich sehr einfach planen, wann welche Schiffe zur Schleuse kommen. Der Verkehr auf dem Kanal ist nämlich tageszeitabhängig. Als ich dort war, fuhren morgens die Schiffe hauptsächlich aus dem Pazifik in den Kanal ein. Dann gab es eine Pause von ca. 3 – 4 Stunden und danach kamen die Schiffe die aus dem Kanal in den Pazifik fahren wollten. Eine Begegnung von Schiffen in diesem Bereich des Kanals ist scheinbar nicht vorgesehen.

9:30 – 10:00 Uhr – Passage der Pedro Miguel Schleuse

Auf die Miraflores Scheuse folgt quasi sofort die Pedro Miguel Schleuse, mit einer einzelnen Kammer.

10:00 – 12:10 Uhr – Schiffsbegegnungen auf dem Kanal

In Gamboa machte unser Boot einen kleinen Stopp und die Gäste, die eine Halbtagestour gebucht hatten (ca. ¾), verließen das Schiff. Ab hier wurde es wesentlich ruhiger und man konnte häufiger den Sitzplatz wechseln. Nach der Abfahrt aus Gamboa gab es dann auch ein leckeres Mittagessen.

Kurz nach Gamboa gab es dann ein kleines Highlight, welches ungeplant und purer Zufall war. Die „Queen Elizabeth“ kam uns auf dem Kanal entgegen. Das war für mich sogar ein doppeltes Highlight, da ich gerade vorher eine Reise mit der „Queen Mary“ für 2023 gebucht hatte, und die Schiffe der Cunard Line den Inbegriff von Eleganz und Luxus darstellen. Das machte Vorfreude auf das kommende Jahr. Der Bericht wird der Reise wird dann später in diesem Blog zu finden sein.

Nach Gamboa wird der Kanal breiter und erreicht anschließend den Gatúnsee. Hier sind dann auch Schiffsbegegnungen möglich.

13:00 – 16:30 Uhr – Passage der Gatun Schleuse

Die letzte Schleuse vor der Ausfahrt in Richtung Karibik und Atlantik ist die Anlage bei Gatún. Auch diese Schleuse besteht aus einem Panamax und einem Post-Panamax Bereich. Beides sind Dreikammerschleusen. Allerdings kann die Post-Panamax Schleuse nur in eine Richtung pro Vorgang betrieben werden, während die ältere Panamax Anlage zwei parallele Durchschleusungen in unterschiedliche Richtungen ermöglicht. Zu der Zeit, wo ich in der Gatún Schleuse ankam, wurde sowohl „bergauf“ als „bergab“ geschleust.

Bei der Ausfahrt aus dem Kanal nach der Gatún Schleuse hat mal die einmalige Aussicht auf alle drei Ausbaustufen des Panamakanals (siehe Bild: Dreimal Panama Kanal). Hier in Gatún zeigen sich die verschiedenen Routen zum Gatúnsee. Im Bild erkennt man ganz rechts einen kleinen Kanalteil, der aussieht wie ein alter Flusslauf. Das ist der französische Bauabschnitt von 1881 bis 1889. In der Mitte, mit der Panamax Schleuse, befindet sich der US Amerikanische Bauteil. Ganz neu, auf der linken Seite, die panamaische neue Post Panamax Schleuse.

17:00 – 17:30 Uhr – Ausfahrt aus dem Kanal und Ankunft in Fort Sherman

Am Ende der Panamakanaltour hat mich dann in Fort Sherman ein Bus erwartet, der alle Gäste wieder zurück nach Panama City und von dort ins Hotel gebracht hat. Insgesamt war das ein höchst interessanter Tag, weil man viele Eindrücke bekommt, die von Land aus, oder bei der Mitfahrt auf einem Kreuzfahrtschiff so nicht zu bekommen sind.