Ballonfahrt an Neujahr

Spontan hat sich am Neujahrstag 2023 die Möglichkeit einer Mitfahrt in einem Ballon ergeben, die ich nicht auslassen konnte. Start der Reise war das Voralpenland bei Bad Kohlgrub am Fuße des Hörnle. Hier fanden vom 28.12.2022 bis 06.01.2023 die 10. Winter-Ballon Tage. In dieser Zeit kamen viele Ballonfahrer in Bad Kohlgrub zusammen um zum Jahresende/Jahresanfang gemeinsam Ballon zu fahren. In den meisten Körben konnte man dabei auch Plätze für Passagiere buchen.

Um 10:00 Uhr erfolgte der Check-In im Haus der Touristeninformation und die Verteilung der Passagiere auf die Piloten. Ich war dem Ballon der Familie Howein aus Münster zugeteilt. Gemeinsam mit zwei weiteren Passagieren und dem Piloten Dirk war der Korb damit schon komplett belegt. Da der Ballon der Familie Howein (Registrierung D-OWPG mit Werbung für die Westfälische Propan GmbH) privat betrieben wird, ist bei einer maximalen Belegung mit 4 Personen Schluss, obwohl der Ballon selbst eine Kapazität von fünf Personen hat. Nach dem Check-In ging es mit dem Auto zunächst zum Startplatz „Sonnen“, einem von zwei verfügbaren Plätzen. Da bis zu 25 Ballons am Start waren, wurden diese auf zwei Startplätze verteilt.

Am Startplatz angekommen, musste der Ballon erst mal aus dem Anhänger befreit werden. Zuerst die vier Propangasflaschen, danach der Korb gefolgt von der Ballonhülle. Nach der Montage der Gasflaschen, der beiden Brenner und einiger „Bordelektronik“, wurde die Ballonhülle ausgebreitet und mit Hilfe eines großen benzingetriebenen Ventilators mit Luft gefüllt, die zu diesem Zeitpunkt natürlich noch „kalt“ war. Die Hülle nahm durch die Luft sehr schnell Form an, und ließ nun erstmalig die riesigen Ausmaße des Ballons erkennen. Fahrbereit hat der Ballon eine Höhe von fast 25 Metern! Alles in allem ist das schon ein wenig Arbeit, aber ich konnte dabei durchaus bei den einfachen Aufgaben helfen.

Nachdem die Hülle gut mit Luft gefüllt war, begannt der Pilot Dirk damit die Luft im Ballon aufzuheizen. Da die Ballonhülle zu diesem Zeitpunkt aufgrund der kalten Luft noch am Boden liegt, ist der Korb auf die (Einstiegs-)Seite gekippt. Nur so können die Brenner horizontal in die Ballonhülle feuern, ohne die Hülle selbst zu verbrennen. Mit steigender Lufttemperatur in der Hülle, beginnt sich der Ballon dabei langsam zu erheben und den Korb mit aufzurichten. Damit die Fahrt nicht gleich ungewollt losgeht, ist der Korb allerdings noch am Transportfahrzeug angebunden. Jetzt ging alles ganz schnell: Einsteigen, Starterlaubnis über Funk einholen und Leinen los. Da hatte ich leider wenig Zeit noch weitere Bilder vom Startplatz am Boden zu machen.

Bei perfektem Wetter mit blauem Himmel und frühlingshaften 15 Grad ging es nun los. Ballonfahren ist an sich ja eine gemütliche und ruhige Sache, wenn da nicht die Brenner wären, die immer mal wieder eingesetzt werden müssen, um Auftrieb zu erzeugen. Zudem ist die Flamme schon sehr heiß, was man bei lichtem Haar auch mal schnell auf der Kopfhaut zu spüren bekommt. Also kalt wird einem bei der Reise bestimmt nicht! Ein T-Shirt hätte für mich an diesem Tag als Oberbekleidung ausgereicht.

Beim Start konnte man noch sehr gut die anderen Ballons sehen, die entweder kurz vorher gestartet waren oder sich in den letzten Phasen der Vorbereitung befanden. Und obwohl viele Ballons vom gleichen Startplatz aufsteigen, sorgen Höhe und die damit verbundene Windrichtung schnell dafür, dass die Kurse divergieren. Der Wind trieb unseren Ballon zunächst Richtung Norden über Bad Kohlgrub. Mit zunehmender Höhe wurden wir jedoch nach Osten gelenkt und so gelangten wir zum Staffelsee. Durch die gute Fernsicht war im Nordosten München zu erkennen. Davor lag der Starnberger See und etwas weiter im Westen der Ammersee. Nach Süden war die Aussicht auf das Alpenmassiv grandios. Gut zu erkennen waren natürlich die Zugspitze und der Kochelsee.

Nach ca. einer Stunde erreichten wir die Wiesen vor Waltersberg wo uns in der Höhe der Wind verließ. Dirk versuchte dann in einigem Abstand zu Hochspannungsleitung vor Waltersberg vorsichtig eine Landung. Allerdings kam just in diesem Moment und niedriger Höhe Südwind auf, der uns in Richtung Übungsplatz Spatzenhausen trieb. Eine Landung war aufgrund der Nähe zu den Bäumen am Übungsplatz nicht mehr möglich und Dirk musste wieder an Höhe gewinnen. Genau über dem Übungsplatz wurde der Wind wieder schwächer – an eine Landung in diesem Sperrgebiet war nicht zu denken, obwohl die Flächen hervorragend geeignet waren. Also abwarten und die Aussicht auf die Alpen genießen.

Knapp 20 Minuten haben wir über dem Übungsgelände verbracht, inklusiver mehrere Versuche durch Höhenänderungen einen Windhauch zu erwischen. Letztendlich hatte Petrus dann doch ein Einsehen, und wir konnten westlich des Platzes auf einer Wiese sanft landen.

Ballonfahrertaufe – Spoiler Alarm

Wer das Erlebnis der Ballontaufe völlig unvorbereitet erleben möchte, möge an dieser Stelle aufhören zu lesen. Da sie aber dazu gehört, werde ich sie trotzdem mit einem zwinkernden Auge an dieser Stelle beschreiben. Da dies bereits meine zweite Ballonfahrt war, hatte ich schon meinen Adelstitel bekommen, wurde ich doch schon am 07. Juni 2007 auf den Namen „Luftprinz Christian von den Fischteichen über Brückerheide zum Dachsbruch“ getauft. Das kam mir diesmal ganz gut zupass. Warum?

Nun – die Ballontaufe ist notwendig, da historisch gesehen nur adlige Personen Ballonfahrer sein dürfen. Bei der Taufe wird nun der neue Adelstitel vergeben und vorgelesen. Der Titel setzt sich in der Regel aus der überfahrenen Landschaft zusammen. Anschließend wird ein Teil des Haares verbrannt und mit reichlich Sekt gelöscht. Wenn der Pilot gnädig ist, nimmt er nicht allzu viel Sekt (dann bleibt mehr zum Trinken über). Hat man den Piloten während der Fahrt geärgert, dann fließt entsprechend mehr Sekt über die Brandstelle und auch entsprechend in die Kleidung. Ich kann an dieser Stelle versprechen: Sekt klebt ganz schön und den Geruch möchte man auch nicht immer am Körper haben 😉. Meine beiden Begleiter sind jedenfalls nach der Fahrt zünftig getauft worden und es ist nicht zu viel Sekt geflossen 😊.

Dieses erste Highlight des Jahres war wirklich etwas ganz besonderes. Das Wetter war perfekt und die Aussicht auf die Alpen und das Voralpenland herrlich. Für die nächsten Winter-Ballon-Tage habe ich mir vorgenommen mir das Ballonglühen anzusehen, dass vor der Kulisse des Kloster Ettals bestimmt klasse aussieht.

Streckendaten

Entfernung
Entfernung Luftline
Fahrtdauer
Höhe Startplatz
Höhe Landeplatz
Maximale Höhe

Startkoordinaten
Landekoordinaten

Ballonregistrierung

17,9 km
11,25 km
1:47 Minuten
949 m
689 m
2035 m

47.65867 / 11.04604
47.71812 / 11.16885

D-OWPG