Scottland – 100 Shades of Green

Die nächsten drei Nächte hatten wir ein Hotel in Inverness gebucht. Nicht, dass Inverness besonders sehenswert wäre, aber die Stadt ist ein guter Ausgangspunkt, sowohl für die nördlichen Highlands als auch für die Besichtigung von Whisky Destillerien.

Vorbei an Fort Augustus, Lochness und Urquhart Castle ging es über die A82 von Fort William nach Inverness.

Fort Augustus

Fort Augustus ist ein netter kleiner Ort am südwestlichen Ende von Loch Ness. Nach „Neptun‘s Staircase“ in Fort William (8 Einzelschleusen), kann man hier eine mehrstufige Schleusenanlage mit fünf Schleusenkammern bestaunen, die allesamt zum „Caledonian Canal“ gehören. Gebaut in der Zeit von 1803 bis 1822, verbindet der Kanal die West und die Ostküste Schottlands. Dabei nutzt der 97 km lange Kanal geschickt natürliche Gewässer, wie z.B. Loch Lochy, Loch Oich und Loch Ness aus. Lediglich ca. 1/3 des Kanals sind baulich oder künstlich angelegt. Wie auf den Bildern sehr gut zu sehen ist, ist der Kanal nicht besonders breit und wird heute hauptsächlich von Touristenbooten genutzt. Der Kaledonische Kanal ist quasi die Hobbyversion des Panama Kanals 😊. Ich finde den Ort ganz urig mit seinen kleinen Cafe’s und dem Ausblick von Süden her auf den Loch Ness.

Die Ruine von Urquhart Castle haben wir nur von außen besichtigt. Auch wenn diese Burg heute zum „National Trust for Scottland“ gehört, so interessant finde ich die Anlage nun doch nicht. Wir haben wahrhaftig genug Ruinen, aber auch gut erhaltene Burgen und Schlösser, in Schottland besichtigen können. Wenn es also in Schottland etwas im Überfluss gibt, dann

  • sind es Burgen und Ruinen
  • Löcher
  • Whiskey
  • Die Farbe „grün“
  • Azaleen
  • Geschichte

Das ist jetzt mal mein ganz persönlicher Eindruck. Regen fehlt auf der Liste aus gutem Grund – den hatten wir wirklich fast gar nicht😊, auch wenn die Wolken zum Teil recht dramatisch aussahen.

100 Shades of Green – Impressionen aus den Highlands

Die folgenden Bilder vom Wechselspiel zwischen Sonne, Wolken und Landschaft lasse ich mal einfach unkommentiert wirken. Grandios!

Ullapool

Einer unserer Tagesausflüge hat uns auch nach Ullapool geführt, einen netten kleinen Ort, nordwestlich von Inverness. Ein paar Fischerboote, eine Fähre und natürlich Fish&Chips haben auf uns gewartet.

Natur und Wasser

Wasser gibt es in Schottland wahrlich reichlich. Erst von oben, und dann selbstverständlich auch am Boden, wo es sich in eindrucksvollen Flussläufen sammelt und den einen oder anderen fotografischen Leckerbissen bietet. Im Vorfeld meiner Schottlandreise habe ich mich daher wohlweißlich mit einem ND Filter eingedeckt, womit die folgenden Aufnahmen gelangen.

Und obwohl die Landschaft stark an Norwegen erinnert, ist es gerade das Wasser, welches hier den Unterschied macht. Durch den torfigen Boden ist das Wasser sehr häufig gelblich oder bräunlich gefärbt. Die Seen und Flüsse wirken daher viel dunkler und dramatischer als die klaren Gewässer in Norwegen, die vom Gletscherwasser häufig türkis oder grünlich erscheinen.

Und nicht zuletzt ist es ja gerade dieses Wasser, welches dem schottischen Whisky mit seinen torfigen Noten seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht. Womit wir beim letzten Vorkommen von Wasser in Schottland wären: Von innen 😉

Destillerien in Schottland

In Schottland gibt es über 100 aktive Whisky Destillerien, von denen wir nur eine sehr, sehr kleine Auswahl gesehen haben. Wir haben einige davon in einer Tagesreise von Inverness aus besucht, die da wären: Ballindaloch, Cardhu, Glenfiddich, Glen Grant und Macallen. Kurz und gut, alles Speyside Brennereien. In allen Destillerien hätte man auch natürlich Whisky probieren können, aber es wurde immer darauf geachtet, dass der Fahrer keinen Schluck bekommt. Sehr schön vorbildlich, Pech für mich 😉. Aber alles halb so wild, war ich doch vor allem wegen Baulichkeiten und der Gärten zum Fotografieren hier. Und da haben die Destillerien, neben der Whisky Verkostung, einiges zu bieten! Die Glenfiddich Destillerie wurde direkt neben dem alten Balvenie Castle errichtet (auch der Balvenie ist ein Produkt von Glenfiddich, nur eben weniger Massenware). Bei Glen Grant hat mir vor allem der sehr schön angelegte Garten gefallen. Und Macallen? Tja, dass war so eine Sache. Am Vormittag kurz dran vorbeigefahren, dachte ich, am Spätnachmittag ist ja noch genug Zeit für einen kleinen Abstecher. Dort angekommen, stand das Tor der Besuchereinfahrt offen und ein paar Gärtner waren davor sehr fleißig dabei die Büsche zu schneiden. Ich also flugs dort rein und nach einem Parkplatz mit Lademöglichkeit für unser E-Auto gesucht. Macallen hat ein paar kostenlose Ladestationen für Besucher. Was mich hier allerdings etwas stutzig machte, war die Tatsache, dass wir anscheinend die einzigen Besucher waren. Sollten wir zu spät dran sein? Wir machten uns also auf den Weg vom Parkplatz zum Besucherzentrum. Und hier kam uns auf halben Wege ein Mitarbeiter der Werksicherheit entgegen, der uns sehr nett erklärte, dass die Macallen Destillerie aktuell geschlossen sei. Wir hätten die Zufahrt leider aufgrund einer kleinen Unachtsamkeit der Gärtner, passieren können, müssten das Gelände aber jetzt wieder verlassen. Aber, und jetzt kommt der Clou: Er würde langsam vorweg fahren und wir könnten uns Destillerie vom Auto gerne anschauen und Fotos machen. Er hat dann auch die Scenic Route durch die Anlage genommen, so dass wir das Macallan Estate, die Brennerei und die Lagergebäude bewundern konnten. Toll, an dieser Stelle daher einen herzlichen Dank an Macallen. Ich werde ab sofort bei jedem Glas Macallen daran denken 😊

Dunrobin Castle & Gardens

Dunrobin Castle ist nördlich von Inverness in ca. einer Stunde mit dem Auto zu erreichen. Drohten anfangs unseres Besuches noch Wolken und Regen, zeigte sich nach der Besichtigung des Schlosses anschließend das Wetter von seiner schönsten Seite. Dunrobin Castle gehört dem Clan der Sutherlands und dem Earl of Sutherland, der es dankenswerter Weise in der Zeit von April bis Oktober für Besichtigungen frei gibt. Sicherlich tragen die Eintrittspreise hier auch zum Erhalt der wirklich sehenswerten Anlage bei. Ich würde jedenfalls unbedingt eine Besichtigung des Schlosses und des Schlossgartens empfehlen. Hier durften wir sogar die Vorführung der eigenen Falknerei bestaunen. Den eleganten Vögeln beim Jagen zuzusehen war schon beeindruckend. Da ich, leider, leider, leider, mein 600er Zoom nicht dabei hatte, konnte ich leider keine Flugaufnahmen machen.

Fun fact: Auf Schloss Dunrobin wurden zwei Teile von Rosamunde Pilcher Verfilmungen („Wintersonne“ und „Zauber der Liebe“) gedreht. Von wegen Cornwall. Schottland!

Balmoral

Balmoral Castle wurde ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaut. Im 19. Jahrhundert wurde es jedoch durch einen Neubau ersetzt, welcher 1856 bezugsfertig war. In den Folgejahren wurde das alte Schloss abgerissen sowie um Nebengebäude erweitert. Zuletzt war Balmoral die Sommerresidenz von Königin Elisabeth II, die am 8. September 2022 starb. Das Schloss gehört zum privaten Eigentum der britischen Königsfamilie. Wir konnten hauptsächlich den Garten und ein kleines Museum im Schloss besichtigen.

Auf Balmoral findet man auch den königlichen Tierfriedhof, auf dem, einer Tradition Königin Victorias folgend, die königlichen Hunde begraben wurden. Seit 1887 finden hier die Lieblingshunde der Royals ihre letzte Ruhe.

Die schönste Ansicht auf das Schloss hat man vom Schlossgarten aus. Hier findet man auch das schöne kleine Tor auf dem Bild unten mit den Insignien von König Georg V und seiner Frau Mary von Teck.

Die lateinischen Insignien auf dem Tor stehen für:

GR- George Rex
MR- Mary Regis

Balmoral Gardens

Ich muss ehrlich sagen, obwohl das Schloss sehr schön ist, zur Zeit unseres Besuch wurde die Ansicht von dem blühenden Garten überboten. Man konnte wahrhaft erleben, wie dieser Garten angelegt und gepflegt wurde. Ein richtiger Ort der Ruhe, zumal nur wenige Besucher neben uns unterwegs waren.

Impressionen aus Schottland

Man muss in Schottland nicht direkt ein Ziel haben. Überall unterwegs trafen wir auf fotogene Orte, die zum Verweilen einluden. Alte Brücken, blühende Wiesen oder rauschende Flüsse waren allenthalben anzutreffen.

Drohnenflug: Tioram Castle – Balvenie Castle – Doune Castle

In Schottland hatte ich auch meine Drohne am Start, mit der ich allerdings nur ein paar Ruinen gefilmt, und die im folgenden Video zusammengeschnitten habe.

Edinburgh

Fun fact: Auch wenn es „Edinburgh“ geschrieben wird, sollte man sich hüten es auch so auszusprechen. Der Schotte spricht hier von „E – din – brah“ oder ggf. auch von „E- din- ba – rah“. Das hat uns gleich am ersten Tag die nette Hotelierin in Lochaline erklärt.

Victoria Street

Ein Highlight in Edinburgh ist sicherlich die nach Königen Victoria benannte Victoria Street. Entworfen vom Architekten Thomas Hamilton, gehört die Straße heute zum UNESCO Kulturerbe. Wir hatten das Glück diese Straße bei schönstem Sonnenschein zu erleben. Heute ist die Victoria Street auch die neue Heimat für das Elephant House, eines der berühmtesten Cafés und Restaurants. Harry Potter Fans ist das Elephant House mit Sicherheit ein Begriff, denn hier schrieb J. K. Rowlings Teile der weltberühmten Romans. Allerdings nicht an dieser Stelle, sondern in dem ursprünglichen Elephant House an der George IV Bridge. Dieses wurde leider im August 2021 verwüstet.

Bobby

Ein weiteres Edinburgh Unikat ist mit Sicherheit auch „Bobby“. Der Legende nach, der treueste Hund der Welt. Bobby war ein Skye Terrier, der mit seinem Herrchen John Gray, einem Polizisten, täglich auf Streife ging. Als John Gray am 15.2.1858 starb, wurde er auf dem Greyfriars Friedhof begraben. Bobby bewachte fortan, von diesem Tage, das Grab seines Herrchens. Egal bei welchem Wetter, und in Edinburgh will das was heißen, Bobby blieb am Grab von Jahn Gray, bis zu seinem eigenen Tod. Heute ist er als einziges Tier auf dem Friedhof begraben und eine Statue direkt am Ausgang des Friedhofs erinnert an dieses einzigarte Duo.

Fun fact: Meine Katzen wären da sicherlich pragmatischer und weniger romantisch veranlagt, wenn es um Wind, Wetter und Futter geht 😉

Grab von Bobby

Around St. Giles Cathedrale – Ein Spaziergang entlang der High Street

Historisches Edinburgh

Unser Rundgang führte uns, immer begleitet von den vielen „Swifties“, die aktuell die Stadt bevölkerten und die Hotelpreise in astronomische Höhen führten auch zum Calton Hill, von dem man eine grandiose Aussicht über die Stadt hat, aber auch vorbei an Edinburgh Castle. Eine Besichtigung haben wir uns aber vor lauter Touristen und der Überfüllung des Schlosses geschenkt.

Forth Bridge

Die „Forth Bridge“ wurde 1985 von der American Society of Civil Engineers in die „List of Historic Civil Engineering Landmarks“ aufgenommen. Muss ich noch mehr schreiben, warum ich hier unbedingt hin wollte 😊? Seit jeher habe ich dieses berühmte Bauwerk mit Schottland verbunden. Die Brücke gehört zu einem Schottlandbesuch für mich daher zwangsläufig dazu. Die reine Eisenbahnbrücke, die seit 2015 auch zum Weltkulturerbe gehört, liegt etwa 10 km nordöstlich von Edinburgh, überquert „Firth of Forth“ und verbindet die Orte North und South Queensferry. Mit einer Länge von 2523 m war sie bei Ihrer Eröffnung im Jahr 1890 die längste Eisenbahnbrücke der Welt. Mich fasziniert vor allem die Statik und das, aus der Entfernung sehr filigran aussehende, Tragwerk.

Die königliche Yacht – „Britannia“

Ein weiteres königliches Relikt ist im Hafen von Leith bei Edinburgh zu besichtigen: Die Yacht „Britannia“. Das Schiff lief am 16.04.1953 bei John Brown & Company vom Stapel und wurde knapp ein dreiviertel Jahr später, am 11.01.1954 in Dienst gestellt. Am 11.12.1997 wurde das Schiff im Beisein von Queen Elisabeth II außer Dienst gestellt. Und weil der Staat es auf der einen Seite abgelehnt hat, einen Neubau aus Steuergeldern zu finanzieren, auf der anderen Seite aber die Royals wohl etwas klamm waren, steht die große Seefahrernation derzeit ohne königliche Yacht da. Heute kann das Schiff vor Ort als Museum besichtigt werden. Ein Besuch, der durchaus lohnt, bekommt man doch beide Seiten des Dampfers zu sehen: Die Betriebliche und die Königliche oder Gesellschaftliche. No wonder – die Brücke und der Maschinenraum haben mich mehr interessiert, bevor es zu einem stilechten Kaffee und Kuchen in den Royal Deck Tearoom ging. Fantastisch.

Schiffshebewerk – „Falkirk Wheel“

In der Nähe von Falkirk, zwischen Glasgow und Edinburgh hat man die weltweit einmalige Gelegenheit ein rotierendes Schiffshebewerk zu besuchen, das „Falkirk Wheel“. Das in den Jahren 1998 bis 2002 errichtete Bauwerk dient einzig und allein touristischen Zwecken, indem es für Sportboote den „Union Canal“ mit dem „Forth and Clyde Canal“ verbindet. Das „Falkirk Wheel“ ersetzt eine ehemalige Schleusentreppe von 11 Einzelschleusen und überwindet einen Höhenunterschied von 24 Metern zwischen den Wasserwegen.

Der Trick des Schiffshebewerks beruht letztendlich auf dem archimedischen Prinzip, nämlich der Tatsache, dass ein Schwimmkörper (in diesem Falle ein Boot) genau die gleiche Gewichtsmenge an Wasser verdrängt, wie er selber wiegt. Damit sind die Tröge immer gleich schwer, solange der Wasserstand in den Trögen immer die gleich Höhe erreicht. Dieser Umstand ist für das Falkirk Wheel tatsächlich von ausschlaggebender Bedeutung, denn 1 cm Unterschied beim Wasserstand in einem Trog entspricht 2 Tonnen Gewicht!

Das Schiffshebewerk ist auf jeden Fall sehr spektakulär und kann von Besuchern während einer kleinen Rundfahrt mit Ausflugsbooten auch selber erlebt werden.

Last, but not least …

Was bleibt also am Ende des Urlaubs in Schottland bei mir hängen? Eine spannende Frage, die ich so beantworten würde:

Ein sehr schöner Teil von England, der einen Besuch auf jeden Fall lohnt. Schottland ist voll von Geschichte und historischen Ereignissen, die ich in diesem Bericht bewusst außen vorgelassen habe, sonst wäre ich nie fertig geworden. Ich hätte an jeder Ruine Stunden mit dem Studium von Wikipedia über die Geschichte des Gemäuers verbringen können.

Ich habe die Schotten als sehr freundlich und nett wahrgenommen. Verständigungsschwierigkeiten hatte ich keine. Im Straßenverkehr habe ich die schottischen Autofahrer(innen) als höchst defensiv und respektvoll erlebt. Für mich als Linkslenker jedenfalls gar kein Problem.

Sehr viel Natur. Als Naturliebhaber kann man in Schottland hinfahren wo man will, es ist (fast) überall sehenswert. Alleine das sich fortwährend ändernde Licht macht es für Fotografen sehr attraktiv. Das Spiel mit Farben (hauptsächlich aber Grüntöne) und Licht, macht Schottland zu etwas besonderem.

Schottland lohnt auf jeden Fall einen Besuch, zumindest im Juni 😉Es verbleibt bei mir nur das ungute Gefühl, dass ich nur einen Bruchteil von Schottland gesehen habe, dass da noch etwas wartet entdeckt zu werden, und damit dieser Reisebericht mal wieder nur an der Oberfläche des Möglichen kratzt. Dem aufmerksamen Leser wird zum Beispiel aufgefallen sein, dass die Isle of Skye in diesem Bericht fehlt. Also – selber hinfahren und erleben!