Stipvisite Tucson (AZ)

Unvorhergesehen konnte ich eine kleine Stippvisite nach Tucson machen. Während es in Bayern schon viel zu lange kalt und regnerisch war, erwarteten mich in Arizona angenehme 30 Grad Celsius. American Airlines brachte mich pünktlich von München über Charlotte nach Phoenix, wo mich meine Schwester in Empfang nahm. Bei perfektem Wetter und schönem Abendlicht führte der erst Weg allerdings direkt auf das Parkdeck des zwischen den Terminals gelegenen Parkhauses. Planespotting at it‘s best. Von der Varianz des Luftverkehrs etwas eingeschränkt, bietet dieser Spot jedoch ganz nette Hintergrundperspektiven. Und was könnte es Schöneres geben, als den Tag gemütlich im Texas Roadhouse zu beenden? This is part of my American Dream😉

Der nächste Tag hat uns dann nach Bisbee geführt, einer Minenstadt fast an der Grenze zu Mexiko. Neben dem sehr präsenten Tagebau, gibt es auch eine ganz interessante, geführte Tour (Queen Mine Tour) in den Berg. Eine kleine batteriebetriebene Bahn bringt die Besucher in das historische „Queen Mine“ Kupferbergwerk. Besonders eindrucksvoll fand ich die Erklärung über die Lage der Bohrlöcher für die Sprengpatronen zueinander. Diese werden nämlich in mehreren, größer werdenden Quadraten angeordnet und zeitverzögert von der Mitte aus zum äußeren Quadrat hin gezündet. Damit wird vermieden, dass der ganze „Schutt“ in den Gang hineingeblasen wird. Vielmehr wird nur das Gut der ersten Sprengung nach hinten ausgeworfen. Der Schutt aller weiteren, äußeren Sprengungen, nutzt dann den seitlich entstandenen Hohlraum der vorherigen Sprengung. Ich rede dabei allerdings nur über einen zeitlichen Versatz von ein paar Sekunden. Na ja, und wirklich staubfrei ist das Ganze natürlich auch nicht. Aber dieses Prinzip sorgt auf jeden Fall dafür, dass der Abraum nicht so weit zurück in den Tunnel verteilt wird und nicht die Tunnelstützen und Wandungen beschädigt.

Die Mine in Bisbee ist eine Kupfermine, was zumindest mal zwei Vorteile für die Arbeiter unter Tage hatte: Keinen Kohlestaub und keine Gefahr von Schlagwetterexplosionen. Ein Zuckerschlecken war die Arbeit trotzdem nicht.

Close, but not close enough

So kurz vor der mexikanischen Grenze wollte ich nun auch mal die „Mauer“ selber sehen. Und, oh Wunder:

  1. Die Mauer ist keine Mauer, sondern vielmehr ein Zaun
  2. Der Zaun wurde bereits zur Zeit von Präsident Obama erreichtet

Das Witzige ist, der „Zaun“ hat schon etwas von dem, was sich manche Leute in Deutschland in den Garten stellen, wenn man sich an all die netten rostigen Designelemente erinnert, die vor ein paar Jahren hierzulande noch in Mode waren. Nun gut, dieser Zaun in Naco ist jedenfalls ein Statement. Aber in den USA ist ja immer alles ein wenig größer. Und auch wenn er hier auf den Bildern endlos aussieht, so habe ich mir sagen lassen, dass es durchaus weniger gesicherte Regionen gibt, wo der Zaun nicht durchgängig so hoch ist.

Leider hat mich in Arizona der Heuschnupfen so richtig erwischt. Den hatte ich in Deutschland, wahrscheinlich wegen des Regenwetters, schon ganz vergessen. Trotz Heuschnupfenmitteln hatte ich doch reichlich mit den Symptomen zu kämpfen. So’n schiet.

Aber, wenn mich schon die vielen Pollen heimgesucht haben, dann wollte ich doch zumindest auch etwas von der schönen Blütenpracht der Nationalblume von Arizona einfangen, dem Saguaro. Der Saguaro ist eigentlich der Inbegriff aller Kakteen überhaupt und hat mit seiner unverwechselbaren Silhouette schon viele Bars und „Western“ geschmückt. Die Blütezeit dieses riesigen Kaktus (lat.: Carnegiea gigantea) hatte gerade begonnen. Und seine vielen kleinen Verwanden wollten dem natürlich nicht nachstehen. Die Blütenpracht ist einfach fantastisch.

Die folgende Bilder sind auf der B&B Catcus Farm entstanden. Hier habe wohl die bislang schönsten Kakteen gesehen. Eingebettet in die schöne Landschaft von Tanque Verde, kann man sich hier reichlich Zeit nehmen, die Kakteen in Ruhe zu betrachten und natürlich auch zu kaufen. Wie schade, dass ich keine davon nach Deutschland mitnehmen konnte.

Außerhalb der Cactus Farm, kann man einige der blühenden Saguaros finden. Die Landschaft lädt zu einem gemütlichen Spaziergang ein, bei dem man Wasser und den Fotoapparat nicht vergessen sollte.

Was ist ein Tucson Tripp für einen Planespotter ohne einen Besuch im Pima Air and Space Museum? Unvorstellbar. Auch wenn ich schon zwei Mal hier war, so habe ich auch beim dritten Besuch ein paar neue Exponate gefunden, wie zum Beispiel die N787EX, der zweite von Boeing gebaute 787 Prototyp. Der wurde in den Farben von All Nippon Airways (ANA) lackiert und hat in Tucson seine letzte Ruhe gefunden.

Oder aber die N747NA, „SOFIA“, die hier aktuell stillgelegt und demnächst im Museum ausgestellt wird. „SOFIA“ steht für „Stratospheric Observatory For Infrared Astronomy“ und war eine gemeinsame Plattform der NASA und des DLR für Infrarot Astronomie. Als Besonderheit konnte während des Einsatzes der hintere Teil des Rumpfes geöffnet werden, so dass das eingebaute Teleskop oberhalb der Troposhäre eingesetzt werden konnte. Die N747NA ist im Übrigen eine „alte“ Pan Am 747 SP die ihren Erstflug am 25.04.1977 hatte. Sie war vom 06.05.1977 bis 13.02.1986 bei Pan Am als „Clipper Lindbergh“ in Betrieb. Danach flog sie 11 1/2 Jahre für United Airlines, bevor sie dann am 20.10.1997 an die NASA verkauft wurde.

Bemerkenswert ist ebenfalls die Conviar B36J „Peacemaker“, die auch den Beinamen „Six Turning, Four Burning“ hatte. Das beruht auf der kuriosen Triebwerkskonfiguration, die aus sechs Kolbentriebwerken mit Propeller bestand sowie zusätzlich aus je zwei mal zwei, in einer Triebwerksgondel angeordneten Strahltriebwerken. Die Propellertriebwerke sind hier ebenfalls als Schubtriebwerke angeordnet.

Der Parkplatz des Museum ist im Übrigen auch eine gute Spotting Location für die benachbarte Davis-Monthan Air Force Base. Die folgende Fairchild A10 (Thunderbolt II) habe ich von dort fotografiert. Kurze Info am Rande: Der Flughafen von Tucson lohnt nicht unbedingt zum Spotten.

Da dies ja nur ein kurzer Tripp war, beende ich diesen Bericht mit ein paar schönen Aufnahmen, die ich in der Nacht vor dem Rückflug nach Deutschland vom Dach des Residence Inn in Tempe gemacht habe. Dieses Hotel liegt direkt in der Einflugschneise des Phoenix International Airports. Aber keine Angst, von den Flugzeugen hört man bei der Landung nichts. Dafür bekommt man diese atemberaubende Aussicht über den Flughafen mit der Stadt im Hintergrund.

Die traurige Wahrheit hinter diesem Tripp möchte ich an dieser Stelle auch kurz erwähnen. Ursprünglich kam dieser Abstecher nach Tucson nur zustande, weil ich anschließend von New York mit der Queen Mary 2 über Southampton nach Hamburg fahren wollte. Als ich mit meiner Schwester zusammen Bisbee besuchte, ereilte mich die Absage der Reise per Mail, da die Queen Mary 2 mit technischen Problemen in Southampton festlag. Ich brauchte erstmal etwas Zeit, um meine Enttäuschung und den Ärger auf Cunard zu überwinden. Zum Glück konnte ich meine bestehenden Flugbuchen mit der Hilfe von American Airlines, kulanter Weise, einigermaßen gut umbuchen, so dass ich dann nach 8 Tagen in Arizona direkt von Phoenix wieder nach München geflogen bin. Ansonsten hätte ich an dieser Stelle gerne noch einen Reisebericht über die Queen Mary 2 geschrieben. Es hat nicht sollen sein.