Impressionen aus Shanghai

Kaum zurück von den Lofoten ging es einen Tag später im Rahmen einer Dienstreise nach China, genauer gesagt, nach Beijing und Shanghai. Den Hinflug habe ich mit einer guten alten Bekannten angetreten, D-AIXE. Diesen Lufthansa Airbus A350 habe ich zuvor schon im Rahmen meiner Blue Emotion Serie in Szene gesetzt: Lufthansa D-AIXE.

Pünktlich gegen 18:55 Uhr ging es über Südeuropa, die Türkei, Armenien, Aserbaidschan und die „STAN“ Staaten, direkt nach China. Aufgrund der Russland Sanktionen darf die ehemalige Sowjetunion bekanntlich nicht von der Lufthansa überflogen werden, und somit muss ein kleiner Umweg über diese südliche Route geflogen werden. Eine Strecke die sonst in rund 8 Stunden zu bewältigen war, dauert nun zwischen München und Beijing ca. 10:30 Stunden, abhängig von den Windverhältnissen. Warum ich die Strecke so detailliert schildere, darauf möchte ich am Ende dieses Berichts zurückkommen.

Ab Flughafen Beijing hat mich ein sehr guter Kollege abgeholt, und mir damit für den ersten Tag meine sprachlichen Barrieren und zahlungstechnischen Hürden genommen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle für den tollen Service.

Tja – das Leben in Beijing ist für alle die nicht Mandarin sprechen, gelinde gesagt, eine Herausforderung. Die Chinesen sprechen so gut wie kein Englisch. Auch das Bezahlen stellt eine Schwierigkeit dar, wird doch vor Ort so gut wie alles mit einer App (Alipay oder WeChat Pay) bezahlt. Dazu bedurfte es neben einer Vorabauthentifizierung und der Verknüpfung einer gängigen Kreditkarte, auf meiner Seite auch einer kleinen Einweisung durch meinen freundlichen Kollegen. Bargeld und Kreditkarten werden so gut wie gar nicht akzeptiert. Ich bin noch am überlegen, ob ich das als Fortschrittlich oder Einschränkung betrachten soll. Wohl eher letzteres.

Typischer Weise sind Dienstreisen zeitlich straff durchgeplant, und so kommt es dann auch, dass in diesem Bericht keine Bilder aus Beijing zu finden sind, da einfach keine Zeit bestand, wesentlich mehr als die Firma, dass Hotel und ein paar Restaurants zu besuchen, mit einer kleinen Ausnahme. Dieses lustige Gefährt ist mir auf der Straße begegnet.

Dabei handelt es sich um eines von mehreren, voll autonom fahrenden Auslieferungsfahrzeugen, die in dem Stadtteil unterwegs waren. Das funktioniert recht gut, auch wenn dieser Kollege schon halb auf dem Radweg/Parkstreifen fuhr. Allerdings habe ich auch einen dieser Wagen mitten auf einer Kreuzung wiedergesehen, der hoffnungslos verloren war. Alle PKWs, Motorrad- und Radfahrer sind um das kleine Kerlchen herumgefahren, in einer für Beijing normal chaotischen Weise. Da das autonom fahrende System sich in alle Richtungen abgesichert hat und keine auch nur halbwegs frei Strecke vor sich hatte, steckte es einfach fest 😊. Auf der anderen Seite behinderte es aber auch den fließen Verkehr, da es eine Fahrspur blockierte. Aber niemand hat gewartet, damit die Vehikel die Kreuzung verlassen konnte. Keine Gnade mit den Roboautos.

Zum Wochenende ging es dann weiter von Beijing nach Shanghai, da die nächsten Arbeitstage in Shanghai geplant waren. China Airlines Flug CA1549, Reg. B-1368, brachte mich pünktlich am 15.09. nach Shanghai. Hier hatte ich dann doch einen Tag Zeit, mir ein bisschen von dieser Megacity anzusehen. Natürlich führte mich der Weg gegen Abend zum „Bund“, ein Bogen den der Huangpu River nimmt, um die westlichen Stadtteile wie Huangpu, Xuhui, Jing’an und Hongkou von Pudong mit seiner beeindruckenden Skyline zu trennen.

Shanghai hat ein hervorragend ausgebautes Metro Netz. Tageskarten werden sehr günstig angeboten und sind die erste Wahl, wenn man sich in der Stadt bewegen will. Natürlich war mir klar, dass man nicht annähernd alles von Shanghai sehen kann. Allerdings war ich zuvor auch schon als Tourist hier und kannte bereits einige Dinge. Ich habe mich also dieses Mal eher „treiben“ lassen, mit dem Ziel, Abends beim „Bund“ anzukommen.

In einem riesigen Einkaufszentrum bin ich auf einen Showroom von HyPhi gestoßen, in dem zwei Modelle ausgestellt waren, der HiPhi „Y“ und der „Z“. Der „Y“ ist mehr ein SUV, während der „Z“ mehr in Richtung Luxus/Sportlimousine tendiert. Im Innenraum beider Modelle wird sehr offensichtlich, wie in Zukunft immer mehr Bildschirme in die Autos Einzug halten. Aber auch außen wird mit Anzeigen experimentiert, wie Bilder der geöffneten Türen zeigen. Mit LEDs wird hier eine geöffnete Tür durch Animationen zusätzlich kenntlich gemacht. Das sieht für mich aktuell noch etwas „billig“ aus, zumal ein schwarzer Bereich/Streifen in der Tür verbleibt, wenn das Auto fährt und keine Animation gespielt wird. Aber die Designrichtung wird klar und könnte mit einem OLED basierten Display eine ganz andere Dimension erreichen. Man darf gespannt sein.

Der HiPhi „Z“ war zudem mit einem Head Up Display und einer Kamera zur Fahrerüberwachung ausgestattet (siehe Innenraumbild). Letzteres „Feature“ findet man auch in, bereits nach Deutschland importierten Modellen anderer Hersteller und dürfte hierzulande auf wenig Begeisterung stoßen. Welche Kundenfunktionen exakt mit der Kamera realisiert werden sollen, konnte ich leider aufgrund meiner „Sprachbarriere“ nicht Erfahrung bringen 😉

Für mich ging es danach weiter zum Yangshantang Garten. Heute weiß ich auch nicht mehr, ob ich irgendwie die Hoffnung hatte, hier etwas Ruhe vom allgegenwärtigen Trubel zu finden. Der Name implizierte das wohl ein wenig bei mir. Allerdings war es hier leider auch komplett überlaufen, so dass nur ein paar Bilder entstanden sind.

The Bund – Teil 1

Von hier aus war es dann nur noch ein Katzensprung bis zum „Bund“. Das Lichterspektakel begann mit dem Einsetzen der Dunkelheit und nach und nach wurden immer mehr Gebäude illuminiert. Markantestes Bauwerk in Pudong ist sicherlich der Oriental Pearl Tower. Das erste Set der Bilder zeigt die Gebäude in Pundong, dem östlichen Ufer am Huangpu River:

Fotografischer Hintergrund

Bei dieser Reise hat mir meine Nikon Z7ii sehr gute Dienste geleistet. Die guten ISO Leistungen ohne nennenswertes Rauschen, haben mir Freihandfotos bis zu ISO 5000 in quasi jeder Situation ermöglicht. Ich war froh auf ein Stativ verzichten zu können, besonders auf einer Dienstreise. An der Nikon Z7ii betreibe ich ein Nikkor 24-120 mm, 1:4 S, dass eine hervorragende Bildschärfe bietet, auf der anderen Seite allerdings keinen zusätzlichen Bildstabilisator an Board hat.

Bevor dann die Bilder zu Hause mit Capture One Pro entwickelt werden, nutze ich zusätzlich DXO PureRaw³. Das Programm hat zwei Funktionen. Zum Einen nutzt DXO PureRaw³ eine Datenbank für die Kompensation der objektivinhärenten Verzerrung. Zum Anderen kommt ein KI gesteuerter Prozess zum Entrauschen der Bilder zum Einsatz, woraufhin das Bildmaterial vor der Entwicklung eine hervorragende Schärfe und Detailtiefe erhält.  Ich denke die Bilder dieser Seite sprechen für sich. Viel Spaß beim Anschauen.

The Bund – Teil 2

Neben den prachtvoll beleuchteten Gebäuden, befahren auch kleine Ausflugsdampfer den Fluss und tragen damit zum Lichterspektakel bei. Nachfolgend die Bilderserie von der westlichen Flussseite. Nicht weniger farbenprächtig, allerdings architektonisch ein ganz anderer Stil.

Auf der westlichen Seite, befindet sich die Nanjing Road. Eine der größten Einkaufsmeilen der Welt war an diesem Abend sehr gut besucht, und ich war dann später doch froh wieder in die Ruhe meines Hotels entkommen zu können.

Das Hotel war reichlich abseits der Innenstadt gelegen, dafür allerdings in Laufweite zum Firmenoffice. Hier an der Yunjin Rd., südwestlich der Innenstadt, entsteht aktuell ein komplett neues Geschäftsviertel. Von vielen Gebäuden steht daher zwar die Fassade, aber der Innenausbau fehlte noch. Ein paar Bilder rund um mein Hotel zeigen jedoch die Dimension der Gebäude. Mein Hotelzimmer lag im 53. Stock und ermöglichte mir einen tollen Ausblick auf den Fluss. Fun fact – die Lobby des Hotels liegt im 57. Stock, den man über einen Expresslift erreicht. Von dort geht es dann allerdings wieder abwärts, da die Hotelzimmer in den Stockwerken 46 bis 56 liegen. Der Zugang zu den Hotelzimmern ist immer nur durch die Lobby möglich. Konfus aber interessant.

Short takes

BMW Office an der Yunjin Road, inmitten zweier chinesischer Autohersteller, Zeekr und Pole Star. In einem Restaurant in der Nähe habe ich hier ein paar der besten, frisch hergestellten Dumplings gegessen, die ich jemals hatte.

In China erlaubt, in Deutschland wegen der Ablenkung anderer Fahrer ganz sicher verboten: Werbung in der Heckscheibe eines Taxi. Bin nur verwundert, dass da noch kein Video abgespielt wird.

Ist das noch ein Typenschild oder schon die Bestellnummer 😊 Wer um Himmels willen nennt einen Bus „“ZK6122HQB5Y“? Ich glaube, mehr Zeichen hätten da auch nicht zwischen Rücklicht und Heckklappengriff gepasst. Da lobe ich mir doch Autonamen wie den LiAuto L9, den Hyphy „Y“ oder „Z“ oder einfach auch nur BMW „i5“.

Hunger? Überall in Beijing und Shanghai gibt es ganz tolle kleine Restaurants, wie dieses hier, in dem es Peking Ente gab. Schnell, einfach und super lecker. Als Langnase muss man sich allerdings entlang der bebilderten Menükarten längshangeln – und mit Alipay bezahlen.

Schock in der Abendstunde

Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieses Jahr einmal auf Reisen alles perfekt geklappt hätte. Bis zum letzten Tag war ja auch alles gut gelaufen. Am 19.09. wollte ich gegen 23:50 Uhr nach einer erfolgreichen Arbeitswoche über Frankfurt nach München fliegen. Der Check-In und die Sicherheitskontrolle verliefen recht zügig. Aber dann traf ich einen Engländer, der mich fragte, ob ich auch von der Flugstornierung der Lufthansa betroffen wäre. Ich wollte es ja erst gar nicht glauben, aber der Monitor mit den Abflügen war da gnadenlos. Alle Lufthansaflüge sind kurzfristig storniert worden. Das Gate wurde sofort geschlossen und weitere Infos waren Mangelware.

Fluhafen Shanghai Pudong bei Nacht

Und hier wird dann plötzlich deutlich, wie abgeschnitten man sich fühlt, wenn das Smartphone nicht wie gewohnt, zuverlässig funktioniert. In China funktionieren ja prinzipiell erstmal keine Google Services, ganz zu schweigen von Social Media und Nachrichten. Obwohl in China alles auf Digitalisierung und „blinki bunti“ ausgelegt ist, fühlt es sich für mich eher wie digital detox an. Das geht mir persönlich schon absolut auf die Nerven und ja, ich kenne selbstverständlich die Hintergründe. Aber das macht es eben nicht besser.

Also, man steht im Flughafen Shanghai Pudong, der Flug ist abgesagt, alles Personal hat fluchtartig den Raum verlassen und die LH App funktioniert nicht, wegen einer fehlenden Internetverbindung. TOLL!

Ich brauchte erstmal eine Weile um den Weg wieder aus dem Sicherheitsbereich und durch die Zollkontrolle zurück in den öffentlichen Teil des Flughafens zu finden. Dort angekommen, habe ich die Tethering Funktion meines Firmentelefons genutzt um die Lufthansa App zu synchronisieren. Und – Überraschung, die Lufthansa hatte mich bereits mit ANA über Tokio nach München umgebucht. Abflug in einer Stunde. Da kam Stress auf. Bis dato hatte ich noch nicht mal meinen Koffer zurück. Der kam dann allerdings per Gepäckwagen recht bald, ebenfalls wieder zurück aus dem Sicherheitsbereich. Jetzt schnell weiter zum ANA Check-In, wo ich bereits der vorletzte Passagier war. Dann nochmal fix durch die Sicherheits- und Ausreisekontrolle. Völlig außer Puste erreichte ich das Gate doch noch 15 Minuten vor dem Start des Boardings. Da hatte ich richtig Glück gehabt, vor allem wenn man bedenkt, dass ja gleichzeitig zwei große Maschinen, nach Frankfurt war eine 747 geplant, ausgefallen sind. Die Möglichkeit für Umbuchungen war da nicht besonders groß.

Den Grund für die Absage der beiden LH Flüge nach Deutschland habe ich erst in Deutschland erfahren. Just als die beiden LH Maschinen aus Deutschland in Shanghai ankamen, brach der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan aus. Und damit wird die Streckenbeschreibung oben interessant. Die Lufthansa hatte, wie übrigens auch wohl KLM, aus Sicherheitsgründen die Überflüge über die Krisenregion gestoppt. Auf der anderen Seite hatte man in der Kürze der Zeit keine Überflugrechte über anderen Staaten aufgrund einer alternativen Route bekommen können. Die gab es dann erst einen Tag später wieder. Pech, aber Sicherheit geht eben vor.

Fun fakt – Meine neue Route führte mich nach Osten und zwar über die USA (Alaska) sowie den Nordpol zurück nach München. ANA Flug NH968, Reg, JA835A, brachte mich nach Tokio Haneda, von wo aus ich dann mit der Lufthansa, Flug LH715, Reg. D-AIXQ, direkt nach München geflogen bin. Alleine die Flugzeit von Tokio nach München war mit 14:30 Stunden angegeben. Ich bin also auf dieser Reise einmal um die ganze Welt geflogen. Aufwändig, wenn man wie oben beschrieben, normalerweise ca. 8 bis 9 Stunden nach China benötigt. Aber in Krisenzeiten ist eben alles anders.

D-AIXQ – „Freiburg“
Mt. Fuji