Chicago

St Joseph North Peer Inner Lighthouse – Benton Harbor

Vom 21.05. bis zum 28.05.2023 bin ich zusammen mit meiner Schwester nach Chicago gefahren. Für die Strecke von Detroit nach Chicago sollte man rund 4 Stunden einplanen. Unterwegs haben wir allerdings einen kleinen Fotostopp eingelegt und in Benton Harbor bei Schu’s sehr gut zu Mittag gegessen.

Alles in allem eine nette Ortschaft – very Scenic 😉

Chicago stand aus mehreren Gründen ganz oben auf meiner „To do“ Liste. Zum einen natürlich wegen des Flughafens. Ein Eldorado für Planespotter. Zum anderen selbstverständlich wegen der Stadt an sich. Und als wäre das nicht schon Grund genug, beherbergt das Chicago Science and Industry Museum das einzige von den USA, während des zweiten Weltkriegs, aufgebrachte deutsche U Boot 505 vom Typ IX-C. Die deutsche Marinegeschichte ist eine kleine Leidenschaft von mir und ein Besuch im Museum daher eine willkommene Abwechslung.

Meine Schwester dagegen musste die ganze Woche tagsüber arbeiten, da sie keinen Urlaub bekommen hatte. Mobile Work vom Hotelzimmer aus. Uns blieben aber zumindest die Abende, um etwas gemeinsam zu unternehmen. Gleich nach der Ankunft im Hotel am Sonntagnachmittag, haben wir daher die „Hühner gesattelt“ und sind mit der Vorortbahn (Metra Rail) auf der Aurora Line von Stone Ave. nach Chicago, Union Station, reingefahren. Die Waggons sind für europäische Verhältnisse etwas ungewöhnlich, da die Doppelstockwagen in der Mitte nach oben/unten offen sind. Ich würde diese Art des Transfers in die Stadt jederzeit empfehlen, da die Fahrt günstig – und das Parken in der Nähe der Bahnstationen in der Regel kostenlos ist. Auf der anderen Seite habe ich gerade werktags sehr viele Staus auf den Straßen gesehen. Daher lieber mit der Metro oder der Hochbahn in die Stadt fahren. Etwas kompliziert fand ich es die Tickets für den Nahverkehr in Chicago zu kaufen. Anfangs wollte die App gar nicht auf meinem Smartphone installieren, angeblich wegen Inkompatibilität. Und selbst mit der App war die Auswahl und der Bezahlvorgang alles andere als transparent.

Die ersten drei Tage habe ich vorwiegend am Flughafen zum Planespotting genutzt. Es war bestes Wetter, ca. 22 °C mit ganz wenig Hitzeflimmern. Das versprach perfekte Fotos. Allerdings musste ich mal erst ein paar gute Spots ausfindig machen. Einschlägige Webseiten waren zwar eine Hilfe, allerdings verschaffe ich mir auch immer gerne selber einen Überblick über die Gegend. Alle meine Bilder vom Chicage O’Hare Shooting sind auf Spottair.de und Jetphotos.com zu finden. Da die Wetterlage sehr stabil mit Wind aus Osten war, sind leider nur „Sky shots“ entstanden. Aufgrund der Ladebahnrichtung und der Lichtsituation war wenig Anderes möglich. Das soll es an dieser Stelle auch zum Planespotting gewesen sein.

Chicago Elevated

Die Hochbahn von Chicago, in Landessprache auch „Chicago Elevated“, ist für mich das Wahrzeichen der Stadt schlechthin. Bekannt aus vielen Filmen, umkreist die „Elevated“ die Innenstadt von Chicago. Bei einem Besuch der Hauptstadt von Illinois gehört eine Fahrt mit der Hochbahn unbedingt dazu. Nebenbei kann man damit auch Geld sparen, kostet eine Stunde parken in der Stadt doch schnell bis zu 15$. Wir haben das Auto daher in einem Vorort entlang der Hochbahn stehen lassen und sind mit der Bahn weitergefahren. Auch kann man die vielen Haltestellen in Down Town flexibel für Fotostopps nutzen.

Die schönsten Ansichten und Fotomotive erkundet man allerdings bei einer Wanderung durch die Stadt. Chicago ist, im Gegensatz zu New York, wesentlich kompakter und eigentlich kann alles wunderbar zu Fuß erreicht werden. Deswegen mag ich Chicago auch etwas lieber als New York. Und obwohl zum Beispiel Mottofahrten auf dem Chicago River zum Thema Architektur angeboten werden, lautet meine eindeutige Empfehlung, dies zu Fuß zu unternehmen. Ich habe einige der Flussschiffe gesehen, die proppevoll den Chicago River befahren haben. Ich finde, nur zu Fuß, hat man die Freiheit, Perspektive und Licht einigermaßen in Einklang zu bringen. Bei der beengten Bauweise muss man im Nachhinein sowieso fast unweigerlich zur Korrektur der stürzenden Linien greifen, um die vielen architektonischen Wunderwerke in Ihrer vollen Schönheit, perspektivisch passend, zu erfassen. Und Chicago hat wirklich einiges an interessanten Gebäuden zu bieten, von den ein paar auch als „Landmark“ ausgewiesen sind.

Und für den Fotografen stellen nicht nur die Häuserschluchten eine Herausforderung in Bezug auf die stürzenden Linien dar, auch der Dynamikumfang der Kamera wird das eine oder andere Mal an seine Grenzen gebracht. An dieser Stelle ein Hoch auf die digitale Fotografie, wo man diese Probleme im Nachhinein mit „Capture One“ oder „Lightroom“ in den Griff bekommen kann.  

Beim Spazieren durch die Stadt sind mir immer wieder die spektakuläre Eingangstüren, oder sagen wir besser Portale, aufgefallen. Eingebettet in die Gesamtarchitektur eines Gebäudes, welche sich aufgrund der Höhe gar nicht so gut erschließen lässt, sind diese „Haustüren“ wahrlich eine Visitenkarte für den Besitzer oder die darin residierende Firma. Oftmals sind die anschließenden Foyers genau so prächtig. Hineingehen lohnt sich. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass fotografieren im inneren nur mit einer Erlaubnis gestattet ist. Ich habe zuvor immer beim Eingangspersonal gefragt. Manchmal wurde fotografieren untersagt. Manchmal wurde ich aber auch zu besonders schönen Orten geführt, die ein Foto sehr lohnenswert machen.

Navy Pier

Der Navi Pier am Lake Michigan ist so etwas wie die Party Meile von Chicago. Hier fahren die Ausflugsboote los, es gibt ein Riesenrad, viele Bars und Restaurants und einige nette kleine Shops. Leider nicht unbedingt mein Geschmack, daher gibt es an dieser Stelle auch nur ein paar Bilder, die alles das, nicht, zeigen.

Chicago Cloud Gate

Die Skulptur mit einem Gesamtgewicht von fast 100 Tonnen ist sicherlich eines der bekanntesten und meist fotografierten Wahrzeichen von Chicago. Umgangssprachlich sprechen die Bürger von Chicago hier auch von „The Big Bean“, der großen Bohne. Die einzigartige Spiegelung auf der polierten Edelstahloberfläche, die je nach Position und Tageszeit immer neue Eindrücke bietet, ist schon spektakulär. Dumm nur, dass es hier natürlich so viele Besucher hinzieht, dass man die Bohne kaum ohne Menschen fotografieren kann. Ich finde, die Bilder haben gerade auch deswegen Ihre spezielle Einzigartigkeit.

Dawn of the atomic age

Mehr durch Zufall, bin ich bei der Suche nach einem netten Wald zum Wandern in der Nähe unseres Hotels, auf die Überreste des ersten, nicht natürlichen Atomreaktors, gestoßen. Mir war schon vorher bekannt, dass die erste künstlich erzeugte Kettenreaktion mit „Pile 1″ in Chicago (CP-1) in Gang gesetzt wurde. „Pile 1″ wurde am 02.12.1942 um 15:22 Uhr zum ersten Mal kritisch. Anfangs noch ganz ohne Abschirmung, nahm dieser Reaktor im Metallurgischen Labor der Universität von Chicago (in der Nähe vom „Museum of Science and Industry“) den Versuchsbetrieb im Rahmen des Manhattan Projekts auf. Der Reaktor wurde bereits im folgenden Februar wieder abgebaut und in die Red Gate Woods verlagert, wo er unter dem Namen „Pile 2″ (CP-2), diesmal mit einer Abschirmung, neu aufgebaut wurde.

Dort in den Red Gate Woods bei Palos Park stieß ich auf die Überreste der Nachfolgereaktoren „Chicago Pile 2″ (CP-2) und „Pile 3″ (CP-3), dem ersten Schwerwasserreaktor. Von dieser „Site A“, später auch „Argonne National Laboratory“, genannten Anlage vor den Toren von Chicago steht heute natürlich nichts mehr, aber Gedenktafeln weisen auf die Orte hin, wo die Reaktoren gestanden haben, und wo die Überreste heute vergraben liegen. Auch wenn das Spaltmaterial natürlich vorher entfernt wurde, war es komisches Gefühl hier zu stehen. Als Ingenieur liebe ich es allerdings auch, genau solche historischen Orte zu besuchen. Mein gefühltes Dosimeter zeigte jedenfalls 0 mSv an – alles gut gegangen 😉

Range USA  – Hodgkins

Wenn eben möglich versuche ich in den USA immer auf eine Shooting Range zu gehen. In Illinois sind die Waffengesetze allerdings etwas „restriktiver“, so dass ich ohne meine Schwester in Begleitung, als Bürgerin von Arizona, keine Waffe hätte ausleihen dürfen. Aber Einwohner von Arizona haben an der Stelle ein paar entscheidende Vorteile 😊. Wir hatten richtig Spaß mal wieder ein paar Zielscheiben zu durchlöchern. So viel Spaß, dass aus den geplanten 100 Schuss gleich mal 200 geworden sind. Wir hatten uns für den Tag eine 9 mm Smith & Wesson ausgeliehen, bei der allerdings das Magazin schon etwas gelitten hatte. Die italienische Beretta auf dem Bild unten durften wir leider nur im Show Room ohne Munition probieren. Schon gefühlt eine ganz andere Qualität im Gegensatz zur Smith & Wesson.

Starbucks Reserve Roastery

Starbucks betreibt in Chicago eine Art „Flagship Store“, die Starbucks Reserve Roastery in der N. Michigan Avenue. Auch wenn man meint Starbucks zu kennen, die Starbucks Reserve Roastery ist eine ganz neue Erfahrung. Viel mehr und vor allem bessere Kaffee Röstungen und die Schokocroissants schmecken wie direkt aus Frankreich importiert. Die Rösterei erstreckt sich über 3 Etagen und war leider komplett überfüllt. Da braucht man schon etwas Geduld auf der Suche nach einem Tisch. Dort bei Starbucks habe ich auch das erste Mal eine Probat Kaffeeröstmaschine gesehen. Die Probat hat mich direkt an meine alte Heimat in Rees am Niederrhein erinnert, denn dort bei Probat in Emmerich am Rhein arbeitet ein guter alter Bekannter von mir.

Rooftop Chicago

Wie könnte man einen Abend in Chicago schöner beenden als mit dem Besuch einer der vielen Rooftop Bars. Es gibt eine Vielzahl davon und Google ist gerne beim Finden behilflich – von nobel, wie im Trump Chicago, bis leger im Plymouth Restaurant & Rooftop Bar. Einen tollen Blick über den Chicago River hat man auch vom London House Chicago und deren Tri Level Rooftop Bar. In den Hotels muss man nicht Gast sein um die Bars zu besuchen. Mein Favorit war dabei die Terrace 16 im Trump Chicago. Von hier hat man eine richtig schöne Aussicht über den Fluss, bis zum Lake Michigan. Übrigens sind wir in alle Bars ohne Voranmeldung reingekommen.

Und falls das Wetter mal nicht mitspielen will, dann habe ich da noch einen Tipp: Weber Grill. Allerdings nicht den in Downtown Chicago, sondern den vor den Toren der Stadt in Lombard. Das Lokal bietet im Innenraum einfach mehr Platz.

Es gibt sicherlich noch viel mehr über Chicago zu berichten und wer beim Lesen ein wenig die Geografie im Auge behalten hat, wird schnell feststellen, dass unser Hotel in Hodgkins gelegen hat. Von dort war es nicht weit zum Flughafen, Palos Park, der Range, …, sowie Rafferty’s Irish Pub, vom Hotel in „walking distance“. Make sure you go there. Die Hotels in der Innenstadt wollte ich mir nicht leisten und Hodgkins ist wirklich ein sehr netter Vorort. Alles in Allem gefällt mir Chicago besser als New York, weil hier alles kompakter und näher beisammen ist. Die Gebäude sind genauso imposant, nur der Seehafen fehlt. Ich denke schon, dass ich bestimmt nochmal nach Chicago reisen werden, vielleicht auch mal, wenn dort richtig Schnee liegt.

Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass vieles in diesem Bericht fehlt. Ja, der Willis Tower, vormals Sears Tower, hat es nicht mal auf ein Bild geschafft, geschweige denn, dass wir die Aussichtsplattform erreicht hätten. Auch fehlen jegliche Bootstouren. Das lag unter anderem daran, dass diese Orte schlicht überlaufen waren oder das Licht zum Fotografieren nicht gut genug war. Ein Besuch im Zoo hätte sich sicherlich auch gelohnt. Unzählige Dinge sind offen geblieben, aber die müssen halt auf den nächsten Besuch warten.

Einen Tipp am Ende möchte ich aber noch loswerden. Etwas nördlich der Innenstadt steht der Hancock Center. Hier kann man entweder eine Karte für die Aussichtsplattform kaufen (ca. 30 Euro), oder die Signature Lounge besuchen. Die Lounge liegt noch über der Aussichtsplattform, der Eintritt ist kostenlos und das gesparte Geld kann man in einen Cocktail investieren.


Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke, die sich einfach so „ergaben“.