Namasté India – Agra

Am 16.11. ging es weiter nach Agra, wo wir nach ca. vier Stunden Fahrzeit mit dem Bus gegen Mittag ankamen. Noch vor dem Mittagessen fuhren wir zum Taj Mahal Aussichtspunkt auf der nördlichen Uferseite des Yamuna. Von hier aus hätte man einen schönen Blick auf das Taj Mahal haben können, wenn, ja wenn die Luftqualität etwas besser und die Tageszeit eine andere gewesen wäre. So konnten nur Gegenlichtaufnahmen bei diesigem Wetter entstehen. Eine Situation, bei der kein Fotograf auch nur auf die Idee kommen würde, überhaupt zur Kamera zu greifen. Trotzdem habe ich ein Foto gemacht, alleine aufgrund der berühmten Örtlichkeit, und muss mich für das darauf entstandene Ergebnis doch sogleich entschuldigen. Eine komplette Besichtigung des Taj Mahal stand aber für den Nachmittag auf dem Programm, und damit war dieser Fotostopp ganz in Ordnung.

Ein fotografischer Ausrutscher – Rückseite vom Taj Mahal

Taj Mahal

In der Tat sollte der Aussichtspunkt gegenüber dem Taj Mahal unbedingt mal besucht werden, sollte doch hier eine spiegelbildliche Kopie des „weißen“ Taj Mahal in schwarzem Marmor entstehen. Irgendwie scheint dem Großmogul Shah Jahan dann aber das Geld und die Lebenszeit ausgegangen zu sein, denn mehr als ein paar rudimentäre Grundmauern sind nicht daraus entstanden. Diese können im Mehtab Bagh (eine Gartenanlage) erahnt werden, wenn man dem Taj Mahal am Aussichtpunkts den Rücken zudreht.

Kleiner Ausflug in die Geschichte: Das Taj Mahal wurde von Großmogul Shah Jahan als Gedenkstätte für seine 1631 verstorbene Frau Mumtaz Mahal erbaut. Angefangen 1632, wurde Taj Mahal wahrscheinlich 1648 fertiggestellt. Im Mausoleum liegt das Grabmal von Mumtaz Mahal genau in der Mitte des großen Kuppelgebäudes. Das Grabmal von Shah Jahan wurde, völlig untypisch für die ansonsten streng beachtete architektonische Symmetrie, etwas abseits, daneben platziert. Das Grabmal von Shah Jahan ist zwar etwas größer als das seiner Frau, aber ansonsten in ähnlich schlichtem Marmor gehalten.

Die ganze Gedenkstätte und die Grabmäler können vom Besucher besichtig werden (Achtung: An Frei-/Feiertagen ist das Taj Mahal geschlossen).

Bevor es für uns aber zum Taj Mahal ging, gab es im New Riao Restaurant“ ein leckeres indischen Mittagessen in einer tollen Gartenanlage (51 Taj Road, Agra).

Gut gestärkt ging es danach zur Besichtigung des Taj Mahal, für die man sich auf jeden Fall einen halben Tag Zeit nehmen sollte. Kleiner Spoiler: Es wird voll. Ja, dass Taj Mahal ist ein wahrer Besuchermagnet, dass merkt man allerorten, besonders an den Zugängen und Kassen. Jai hat uns eine perfekte Erzählung über Geschichte, Bau und die religiösen Hintergründe zum Taj Mahal, Shah Jahan und Mumtaz Mahal geliefert. Anschließend gab es einen, wenn auch knappen, Zeitraum, in dem man individuell durch die Gedenkstätte laufen konnte, um auch die Grabkammer im großen Kuppelsaal zu besuchen. Das Fotografieren im Inneren des Taj Mahal ist allerdings streng verboten, weshalb es an dieser Stelle keine Bilder gibt. Da hilft nur eins – hinfahren und selber besuchen. Das Taj Mahal, gehört wie so viele kulturelle Stätten in Indien zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nach diesem High Light dieser Reise ging es zur Marmor Manufaktur Akbar International, wo wir über die Intarsienarbeiten des örtlichen Kunsthandwerks informiert wurden. Selbstverständlich auch hier mit einer angeschlossenen Verkaufsveranstaltung. Und hier die gute Nachricht an alle, die es verpasst haben dort ein Andenken zu erwerben: Der Händler hat eine Webseite mit einem Online Shop! 😉

Übernachtet haben wir in Agra im Hotel Clarks Shiraz, in direkter Nachbarschaft zum Restaurant, wo wir mittags gegessen hatten.

Rotes Fort Agra

Der nächste Tag hielt drei High Lights für uns bereit. Zu erstmal ging es zum Roten Fort von Agra. Das war von außen schon besonders schön in der aufgehenden Sonne anzusehen. Diese Festungs- und Palastanlage gehört seit 1983 ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe. Der Bau wurde 1565 unter Großmogul Akbar dem Großen begonnen und unter Großmogul Shah Jahan erweitert. Die unterschiedlichen Bauherren sind ganz gut daran zu erkennen, dass Akbar der Große roten Sandstein als Baumaterial bevorzugte, während Shah Jahan die Erweiterungen aus weißen Marmor errichten ließ.

Side Fact – Shah Jahan wurde hier von 1658 bis zu seinem Tode 1666 durch seinen Sohn nach der Machtablösung, unter Hausarrest gestellt. Begraben liegt er allerdings, wo oben erwähnt, im Taj Mahal. Ein Teil des roten Forts von Agra ist heute der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Großteil ist allerdings durch das indische Militär belegt und damit Sperrgebiet. Ich meine, der schönere Teil ist der, den wir auch betreten konnten. Und auch wenn Jai sich sehr bemüht hat, alles im Detail zu erklären, so konnte ich doch nicht umhin mich etwas von der Gruppe zu trennen, um Bilder zu machen, was sich wie man sieht, auch gelohnt hat 😊

Auffällig beim Betreten der Anlage ist die Staffelung der Schutzsysteme, bestehend aus Burggraben, äußerem und inneren Mauerwerk und verschiedensten gebäudetechnischen Verteidigungsstellungen.

Fatehpur Sikri

Hier steht der Palastbezirk der ehemaligen Hauptstadt Fatehpur Sikri des Mogulreiches, welcher heute zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Stadt wurde von 1569 bis 1574 durch Großmogul Akbar dem Großen zu Ehren von Scheich Salim Chrishti erbaut. Teil des Palastes ist die Freitagsmoschee Jama Masjid (auch Dargha Moschee) mit dem Mausoleum für Scheich Salim Chrishti im Innenhof. Ursprünglich von Akbar dem Großen aus rotem Sandstein erbaut, wurde es von seinem Sohn Jahangir und Enkelsohn Shah Jahan durch einen Marmorbau ersetzt. Wie beim Roten Fort in Agra wird hier die Vorliebe von Shah Jahan für Marmor deutlich. Eine weitere Attraktion dieser Moschee ist der Torbogen „Buland Dawarza“. Dieses Tor ist einer der größten Torbauten der Welt und ein weiteres Artefakt der Architektur zur Mogulzeit. Die nach Norden hin ausgerichtete Innenseite ist schon recht imposant, verliert sich aber im Gesamtbild des riesigen Innenhofes der Moschee ein wenig . Es empfiehlt sich daher unbedingt auch die nach Süden hin orientierte Außenseite des „Buland Dawarza“ zu besichtigen, welche die eindrucksvolle Größe des Torbogens deutlich macht.

Mittagessen gab es vor unserer Weiterreise in den Ranthambore Nationalpark im Gapanti Resort https://www.ganpatiresort.com/gallery.html

Die Fahrt in Richtung Ranthambore Nationalpark habe wir mit dem Zug unternommen. Das kann in Indien, abhängig von der Zugklasse, eine richtige Erholung sein. Wir waren mit Sitzplatzreservierung auf einen Schnellzug in der zweiten Klasse gebucht. Das bedeutet, keine überfüllten Waggons in dieser Klasse. Ich bin sicher, jeder kennt die Bilder von hoffnungslos überbesetzten Zügen in Indien. Das war zumindest bei uns im vorderen Zugteil nicht der Fall. In knapp drei Stunden sind wir von Bharatpur nach Sawai Madhopur gefahren, eine sehr interessante Reise Fahrt mit dem Zug:

Interessant, weil:

  • In der von uns gebuchten Klasse gab es einen Tee, Snack, Sandwich und Softdrinkservice zu Preisen wie in der Stadt. Eine Cola hat mich umgerechnet 80 Cent gekostet.
  • Die Wagen liefen sehr ruhig auf der Strecke. Kein Gerumpel, kein Geschaukel.
  • Der Großraumwagen hatte eine 3 – 2 Bestuhlung. In Deutschland gibt es eine 2 -2 Konfiguration. Es ist also etwas enger gewesen.

Der Zug fuhr zwar relativ langsam (rund 80 bis 100 km/h), hatte aber fast keine Verspätung, nur ca. 10 Minuten.

An den Bahnhöfen sind, wie in Deutschland auch Zonen ausgewiesen, damit ersichtlich wird, wo welcher Wagen zum Stehen kommt. Das ist insofern sehr wichtig, weil die indischen Züge länger sind als bei uns und man sicher nicht durch mehrere, überfüllte Wagen laufen möchte, um den reservierten Sitzplatz zu erreichen.

Kurz und gut, die Zugfahrt war sehr entspannend. Unser Bus mit den Koffern, die wir zum Glück nicht im Zug transportieren mussten, kam erst ca. zwei Stunden nach uns im Hotel an. Das war wohl auch der Grund, warum wir den Zug genommen hatten. Die Strecke im Bus wäre sicher kein Vergnügen gewesen.

An dieser Stelle noch ein kleines Fazit zu unserer Reise mit dem Bus. Die indischen Kraftfahrzeugfahrer (Motorrad, Auto, LKW, BUS) fahren nach Deutschen Maßstäben wie die Henker. Anscheinend völlig ohne Regeln, und ich hatte mehrfach das Gefühl, jetzt passiert gleich was. Ich könnte hier stundenlang über das Chaos auf indischen Straßen schreiben. Der geneigte Leser mag hier auf Youtube Videos ausweichen, die sehr genau zeigen, was ich meine. Unser Busfahrer war hier selbstverständlich keine Ausnahme. Zum Glück konnte er als Inder das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer einschätzen. Eine entspannte Reise ist aber etwas anderes. Ob es an dem Bus oder Fahrweise lag, kann ich nicht sagen, aber nach ca. einer Stunde im Bus taten mir täglich die Schultern weh, so dass ich immer froh war den Bus mal wieder verlassen zu können.

Mit dem Aangan Resort Ranthambore hatten wir eine erstklassige Unterkunft, wo die Zimmer jeweils aus einem eigenen Bungalow bestanden, mit einem riesigen Badezimmer und einem privaten Pool im eigenen kleinen Garten. Ganz toll.

Fun fact: Als ein Großteil der Reisegruppe früh Morgens zu einer Safari zur gleichen Zeit aufstand und duschen wollte, brach die lokale Stromversorgung zusammen. Black out 😊 Das Warmwasser wurde mit einem strombetriebenen Durchlauferhitzer erzeugt, der den „Hausanschluss“ überlastet hat. Kurz darauf sprang der Notstromgenerator laut dröhnend an, und es konnte weiter geduscht werden.

Steinmetzarbeiten

Das indische Kunsthandwerk hat eine lange Tradition und hat wundervolle Zeugnisse für die berühmten Steinmetz- und Intarsienarbeiten hervorgebracht. An und in vielen Bauwerken und Gebäuden konnte man die Kunstfertigkeit bewundern und es lässt sich nur ganz grob erahnen wieviel Zeit, Aufwand und Geduld in die Kunstwerke geflossen sein muss. Ich konnte jedenfalls nicht anders als hier nur staunend davor zu stehen. Die folgenden Bilder geben einen kleinen Eindruck von diesen Meisterwerken. Einfach zum Vergrößern auf die Bilder klicken und staunen.