Namasté India – Ranthambore National Park

Die folgenden 1 ½ Tage (18. und 19.11.2023) waren für den Ranthambore National vorgesehen. Nach den allerdings doch recht anstrengenden Tagen in Delhi und Agra, machte sich in der Reisegruppe wohl der Wunsch nach Erholung breit, und so wurde per kurzer Abstimmung beschlossen, den folgenden Vormittag in der ausgezeichneten Hotelanlage zu verbringen. Dafür musste die geplante Besichtigung des Ranthambor Fort entfallen. Die beiden vorgesehenen Tiger-Safaris sollten aber am 18.11. nachmittags und 19.11. vormittags, wie geplant, stattfinden.

Ranthambor Fort

Nun ist das Rumsitzen am Pool aber überhaupt nicht mein Ding und so habe ich für meine Frau und mich eine private Tour mit dem Taxi vom Hotel zum Ranthambor Fort organisiert. Für kleines Geld hat uns ein richtig netter Taxifahrer vom Hotel in den Park gefahren, dort gewartet und nach einer Stunde wieder zurückgebracht. Unterwegs hat er uns im Park bereits einiges an Tieren gezeigt, unter anderem Mungos und zwei Krokodile. Diese trägen 3 Meter Oschis lagen gemütlich in einem seichten Flusslauf und sonnten sich. Klasse!

Am Fort angekommen, hatten wir dann eine Stunde Zeit, uns auf eigene Faust alles anzusehen. Und dabei haben wir wirklich viel erlebt und gesehen. Ganz vorne mit dabei, die hier überall präsenten Hanuman-Languren, oder Indische Languren. Benannt nach dem indischen Affengott Hanuman, gehören diese in Indien heiligen Affen zur Familie der Meerkatzenverwandten. Das wissen die süßen Viecher auch ganz genau, zeigen keinerlei Scheu vor dem Menschen und lassen sich selbstverständlich auch gerne füttern. Fun fact – sie posieren gerne für Fotos und nehmen nicht mal Geld dafür 😉 Ärgere einen der heiligen Hanuman Languren und ich möchte Deine nächste Reinkarnation nicht erleben! So – be friendly.

Die in Delhi und Agra angetroffenen Makaken haben wir im Nationalpark nicht gesehen. Wahrscheinlich haben sich die Makaken schon so sehr selbst domestiziert, dass diese sogar lieber in direkter Nachbarschaft zum Menschen, also in der Stadt, leben.

Das Ranthambor Fort liegt auf einem kleinen Hügel in ca. 200 Metern Höhe. Das hieß erstmal Treppen steigen und ein paar Burgtore passieren, namentlich:

  • Navlakha Pol
  • Hathi Pol
  • Ganesh Pol
  • Andheri Pol

Oben angekommen wird man mit einer tollen Aussicht auf den Nationalpark entschädigt. Und wie sollte es auch anders sein, die Festung Ranthambor gehört ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe.

Das Fort selber ist ein wenig verfallen. Sehenswert sind der alte Ganesh(a) Temple, der Garten sowie ein weiterer hinduistischer Tempel, Raghunath Ji Ka Mandir. Der Zugang in das innere Fort, mit dem Hamir Palast und dem Rani Palast, war leider verschlossen und wurde bewacht.

Tiger Safari

Überall in Ranthambore wird Werbung für die Tiger Safaris gemacht. Dies war also auch eines unserer ganz großen Ziele im Nationalpark. Wir hatten zwei Safaris gebucht, eine am 18.11. abends, und eine weitere, ganz früh morgens am 19.11. Dumm nur, dass wir die Rechnung ohne die Tiger gemacht haben, denn die interessierte unsere Planung mal so gar nicht. Kurz um – Tiger waren Fehlanzeige. Zur Verteidigung der Tiger muss ich erwähnen, dass zumindest einer kurz vor uns am Weg unterwegs war, wie diese Tatzenabdrücke belegen:

Stealth Bengal Tiger – Tiger Tapsen

Die Safaris werden in 10 Zonen rund um Sawai Madhopur im Ranthambore Nationalpark angeboten. In welcher Zone die Safari stattfindet, wird zentral organisiert. Da hat man auch kein Mitspracherecht. Nach welchen Kriterien die Zone für die Safari ausgesucht wird, hat sich mir nicht erschlossen. Angeblich soll es aber in der der Gegend bis zu 3 Bengal Tiger geben. Eine Safari dauert in der Regel 3 bis 4 Stunden und wird entweder in Jeeps oder in offenen Bussen (siehe Foto unten) durchgeführt. Die Safari ist meiner Meinung nach sehr stark vom Personal der Busse abhängig. Unsere erste Safari, die am Nachmittag stattfand, war richtig klasse, obwohl wir keine Tiger gesehen haben. Der Fahrer ist langsam und sehr vorsichtig gefahren. Wir hatten viel Zeit die Tiere und die Natur zu beobachten. Gekrönt wurde das Ganze von einem tollen Sonnenuntergang. Wir haben viele Hirsche und Antilopen, Pfaue sowie Hanuman-Languren gesehen. Insgesamt ein tolles Erlebnis.

Die nächste, frühmorgendliche Tour, grenzte an Körperverletzung und hat wenig neue Erkenntnisse gebracht, außer, dass ich die die Tour nie wieder morgens machen würde. Unsere Gruppe war gleich zu beginn getrennt worden, und wir hatten einen Haufen Kinder im Bus, die die ganze Zeit Palaver oder Videospiele gemacht haben, wenn sie nicht gerade Hunger oder Durst hatten. Die eigentliche Katastrophe war der Fahrer. Wir waren wieder in Zone 10 unterwegs, was gleichbedeutend mit der längsten Anfahrt ist. Die Busse sind so gebaut, dass der Fahrer etwas niedriger hinter der Windschutzscheibe hockt. Die Gäste sitzen etwas höher im freien Fahrtwind. Am dem Morgen hatten wir ca. 8°C Außentemperatur, was den Fahrer allerdings nicht davon abgehalten hat, mit ca. 80 km/h die Zone 10 anzufahren. Obwohl ich eine dicke Jacke anhatte, waren meine Ohren und Hände fast taub gefroren als wir ankamen. Da merkt man, dass man für das Buspersonal nur zahlende Ladung ist. Auch während der Safari war der Fahrer, meiner Meinung nach, viel zu schnell unterwegs, was in den schlecht gefederten Bussen kein Spaß ist. Die Safari am Vortag, wo unser Reiseführer Jai dabei war, war dagegen richtig gut!

Safari Bus

Während der Tiger Safaris habe ich mich immer wieder gefragt, warum die Tiger ausgerechnet auf den lauten und staubigen Wegen im Reservat rumlaufen sollten. Aber anscheinend habe die Großkatzen da wenig Scheu. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal Katzenminze mitnehmen, die bringt zumindest meine drei Stubentiger zu Hause zum Ausrasten. Auch wäre mal ein Versuch mit Katzennassfutter ein Versuch. Das stinkt bekanntlich zum Himmel und könnte bestimmt auch einen Tiger anlocken. Man müsste die Menge nur auf die Größe der bengalischen Mietzen hochskalieren.

Auch habe ich mich immer wieder gefragt, warum die Tiger keinen GPS Tracker tragen. Dann wüsste man wo die Tiere sind, nicht nur im touristischen Sinne, sondern auch als Gefahreneinschätzung der Bevölkerung und zur Überwachung der Population.

Mein Fazit zur Tiger Safari – nie wieder morgens, vielleicht besser im Jeep individuell und nicht im Bus. Eine Besichtigung des Ranthambore Fort würde ich bevorzugen. Und zur Safari, da fahren wir dann nach Afrika 😉

Ein weiteres Tier, das wir nicht sehen konnten, das aber um unsere Hotelanlage schlich und vehement geheult hat, war der Gold Schakal. In den USA hätte ich Coyote gesagt. Ein komisches Gefühl beschleicht einen, innerhalb der Mauern zu sitzen und dort draußen in der Dunkelheit die Schakale heulen zu hören. Komischer Weise, machten die das immer nur ein paar Minuten. Dann war wieder Ruhe.

Sawai Madhopur

Ich habe meine Eindrücke mit einem weiteren Reiseteilnehmer geteilt. Wir waren beide der Meinung, dass der interessantere Teil der Safari Busfahrt, die Anfahrt durch die Stadt Sawai Madhopur war, da man hier ganz toll das öffentliche Leben beobachten konnte. Die folgenden Bilder sollen ein wenig die Eindrücke aus der Stadt übermitteln.

Fun fact – mir wurde erklärt, dass eine Fahrt auf dem Dach eines Busses (siehe Bild oben), das gleiche kostet, wie eine Fahrt im Inneren des Busses.

Landleben

Zum ersten Mal außerhalb der Großstädte Delhi und Agra sind mir die vielen Trecker aufgefallen. Ja, die Dinger heißen Trecker (!) und nicht Bulldog, wie man in Bayern so gerne sagt. Der einzige Bulldog kommt von Lanz, und damit basta. Und viele der indischen Treckerfahrer haben einen Satz riesige Lautsprecher auf Ihrer Zugmaschine installiert, die der Soundanlage so mancher getunter Karosse in Deutschland das Wasser abgraben würde 😊 Ok, nicht qualitativ, aber von der Lautstärke bestimmt. Ich habe die Dinger dann Techno Trecker genannt, denn die Musik die dort zum Besten gegeben wurde, entsprach zumindest meinem Geschmack.

Fazit: Verdammt cool, aber leider nicht besonders gesellschaftsfähig, da zu laut.

Am Nachmittag des 19.11. ging es dann nach der Safari weiter nach Jaipur. Auf der Fahrt habe ich diese merkwürdigen Fahrzeuge, in einem doch sehr minimalistischen Design gesehen. Zugegeben, mehr braucht es eigentlich nicht, aber verwundert war ich schon. Wer benötigt denn schon ein Fahrerhaus?

Und noch eine Kuriosität ist mir aufgefallen. Diese Batterie Wechselstation! Dachte ich doch bis vor kurzem noch, dass ist eine interessante Sache, die Nio mit den neuen Batteriewechselstationen in Deutschland anbietet. Die Inder sind den Chinesen hier aber einen Schritt voraus – das gibt es bereits für Tuk Tuks. Tolle Sache, vor allem, weil ich mich schon in Alt Delhi gefragt hatte, wie die ihre Elektro-Rikschas und Tuk Tuks so schnell wieder aufgeladen bekommen, denn Zeit ist Geld.